Mal was Neues im Kiez
Berlin-Wilmersdorf. Im Haus der Nachbarschafft versammeln sich mehr als 50 Jugendliche und junge Erwachsene. Junges Engagement Charlottenburg-Wilmersdorf gibt hier und heute seine Auftaktveranstaltung.
Ehrenamtlich helfen, in der Nachbarschaft mitreden und den Kiez nach vorne bringen – das ist die Vision, für die das KiezCamp steht.
Was ist ein BarCamp?
Hier stehen die Teilnehmenden und ihre Ideen klar im Vordergrund. Statt einer klassischen Tagesordnung wie bei den meisten Veranstaltungen werden bei einem Barcamp nur die Räume und vorgeplanten Zeitfenster für Workshops, Diskussionsrunden, Projektpräsentationen oder zum Ideenaustausch angeboten. Alle Veranstaltungsgäste haben dann die Möglichkeit ihre eigenen Themenvorschläge vorzustellen und können die anderen Teilnehmenden dazu einladen, sich gemeinsam mit ihnen darüber auszutauschen.
Das Ziel dieses offenen Veranstaltungsformats ist es, Jugendliche und junge Erwachsene zu Wort kommen zu lassen.
Die Idee
Milan und Anika (Team Junges Engagement): Warum ein BarCamp?
Junge Menschen können bei einem Barcamp ihre eigenen Ideen und Vorstellungen mit anderen Leuten teilen. Während sich der Eine einfach einer Gruppe anschließen möchte, die sich bereits für die Gemeinschaft engagiert, hat die Andere eine Idee, was im Kiez verändert werden sollte, damit es für alle Anwohnerinnen und Anwohner ein harmonisches Miteinander gibt.
Digital und analog dabei sein!
Während der Veranstaltung sollen möglichst viele Fotos, Videos und Tweets unter einem gemeinsamen Hashtag in die Welt geschickt werden um zu zeigen, welche Themen gerade wichtig sind und junge Menschen beschäftigen. Damit findet ein Barcamp also immer auf mehreren Plattformen und als Mix zwischen analogem Treffen und digitalem Austausch statt.
I. Vorstellungsrunde
Zu Beginn des KiezCamps stellt sich jeder Teilnehmer kurz vor. Dazu werden die drei Symbole (Name, Organisation, Thema) und drei Hashtags für persönliche Interessen verwendet. So bekommt man einen ersten Eindruck davon wer alles da ist und welchen Hintergrund die einzelnen Personen mitbringen.
Der BarCamp-Flow
II. Themensammlung
Das KiezCamp kann nur funktionieren, wenn die TeilnehmerInnen Ideen für Sessions mitbringen - Partizipation ist nicht nur ein nice to, sondern ein must have. Nur durch das Engagement aller können spannende Sessionthemen gesammelt werden. Die Session-AnbieterInnen schreiben ihr Thema zuerst auf eine Karte und stellen es in einem Pitch kurz und knapp vor. Daraufhin fragen die TeamleiterInnen das Interesse für die verschiedenen Sessionangebote im Plenum ab. Schon jetzt lässt sich ziemlich gut am Feedback der TeilnehmerInnen erkennen, welche Session später am besten besucht sein wird und welches lokale Thema am meisten zieht.
Was ist eine Session?
Eine Gesprächs- oder Diskussionsrunde und dauert beim KiezCamp 30 Minuten. Jedes Thema bekommt einen eigenen Raum.
III. Sessionplanung
Alle Sessionvorschläge werden zur Abstimmung gestellt, die verschiedenen Sessions auf Slots und Räume aufgeteilt und daraus ein finaler Sessionplan gebaut. Dieser ist ganz oldschool an der Wand aufgeschrieben, natürlich aber auch online die ganze Zeit für alle verfügbar. Sowohl bei den Sessions als auch bei den Wechseln von aufeinanderfolgenden Sessions achtet das Team auf die Einhaltung der Zeiten, damit sich niemand verzettelt und alle Sessions die gleichen Bedingungen bekommen. Und auch das ist beim Kiezcamp wichtig: Die TeilnehmerInnen können während der Sessions jederzeit die Räume wechseln, wenn sie sich für mehrere Sessions gleichzeitig interessieren.
BarCamp-Regeln aka Fight Club Regeln
Auch wenn das KiezCamp auf dem offenen Barcamp-Format basiert, das zunächst ungeordnet und vielleicht sogar diffus wirkt - ein paar Regeln haben sich bei Barcamps trotzdem etabliert:
1. Regel:
Sprich über das Barcamp.
2. Regel:
Blogge über das Barcamp.
Wenn du präsentieren möchtest, stelle dich und dein Thema kurz vor und schreibe beides auf eine Präsentationskarte (alle Karten werden dann auf einem einzigen Session Board befestigt).
3. Regel:
Stell dich nur mit drei Schlagwörtern vor (mach dich bekannt, aber nimm dich nicht zu wichtig).
4. Regel:
5. Regel:
Es gibt so viele Präsentationen gleichzeitig, wie es Präsentationsräume gibt.
6. Regel:
Es gibt keine vorher verabredeten Präsentationen und keine „Touristen“ (die nur zuhören und nichts beitragen). Kurzum: „No spectators, only participants!
7. Regel:
Präsentationen dauern so lange, wie sie müssen – oder bis sie sich mit dem nachfolgenden Präsentationsslot überschneiden.
8. Regel:
Es wäre gut, wenn du gleich bei deiner ersten Bar- camp-Teilnahme eine eigene Session halten würdest (trau dich, auch wenn es anfangs schwerfällt).
(Knoll 2016: 31)
IV. Session-Durchführung
Die parallel stattfindenden Sessions sind thematisch völlig unabhängig voneinander - die Atmosphäre in den verschiedenen Räumen lebhaft. Ob ein Vortrag über die Gefährdung der Bienen, eine Diskussion über das moderne Europaverständnis, eine Gesprächsrunde zu sportlichem Engagement, ein Aufruf zur Mitarbeit beim THW oder eine halbe Stunde zum Thema ehrenamtliche Arbeit im Kiez. Die Form der Sessions variiert von Raum zu Raum - von Einzelvortrag über Gruppendiskussion bis zu Projektvorstellungen.
Eindrücke vom KiezCamp
V. Dokumentation
Jede Session wird online begleitet und dokumentiert - im Etherpard werden Argumente und Ergebnisse der Diskussionen und Vorträge aufgeschrieben. Das Kiezcamp lässt sich also auch live mitverfolgen.
Die Dokumentation der Sessions ist auch nach dem Barcamp weiterhin online. Das hilft allen, die das Kiezcamp auswerten wollen, auf der Suche nach Infos und Projekten sind oder Kontakte zu Menschen brauchen, die beim Kiezcamp Freiwillige für ihre Idee gesucht haben.
Was ist ein Etherpad?
Ein Etherpad ist ein öffentliches Onlinedokument, in dem viele Menschen gleichzeitig arbeiten können.
Beispiel: https://yourpart.eu/
VI. Abschlussrunde
Der Tag beim Kiezcamp endet mit einer großen Runde, in der noch einmal alle Infos zu weiteren Veranstaltungen des Jungen Engagements und weiterer Initiativen im Bezirk ausgetauscht werden.
Das Kiezcamp soll nur ein Einstieg sein in die junge, ehrenamtliche Arbeit in Charlottenburg-Wilmersdorf, ganz egal ob im real life oder auf Facebook.
Am Abend klingt das Kiezcamp mit einem gemeinsamen Essen aus, hier werden Mailadressen, Handynummern und Instagram-Profilnamen für die entstandenen Ideen und Projekte gewechselt.
Milan und Anika (Team Junges Engagement): Fazit des ersten KiezCamp
Die Sessions
des KiezCamp19
Nadja, 32
Viele Leute aus unterschiedlichen Richtungen
- sie wusste schon vorher, dass sie eine eigene Session zum Thema Bienen anbieten will.
Nadja, 32
Viele Leute aus unterschiedlichen Richtungen
- sie wusste schon vorher, dass sie eine eigene Session zum Thema Bienen anbieten will.
Session 1
Praktisches Engagement
Die Schule am Mierendorffplatz sucht nach ökologischen Projekten für ihre „Woche der Herausforderung“. Ein paar Ideen gibt es schon: Eine Klasse macht sich auf den Weg zur Ostsee und räumt dort die Strände von Plastikmüll frei, andere wollen in der Türkei Bäume pflanzen. Diskutiert wird, welche Firmen und Organisationen als Sponsoren zu gewinnen sind und wie sich die SchülerInnen über soziale Medien mit ähnlichen Projekten vernetzen können. Außerdem wird über Foodsharing, Verzicht und Fitness gesprochen - und ist es eigentlich okay, in der einen Woche zu Fridays For Future zu gehen und am danach in den Urlaub nach Rom zu fliegen?
Session 3
Europa unserer Generation
In dieser Session wurde die Frage besprochen, was Europa für junge Menschen bedeutet. Als einzelne Person und als Gesellschaft.
Dabei stand zur Diskussion was Europa ausmacht und ob wir uns zu diesem Europa zugehörig fühlen.
Welche Werte machen Europa aus und was verbindet uns in Europa miteinander?
Emotional, politisch, wirtschaftlich, kulturell. Was ist möglich und wie?
Aus dieser Session ist eine Initiative entstanden, die sich mit dem Namen "Visions of Young Europeans" für diese Themen weiter einsetzt: https://voyeproject.wixsite.com/start
Session 5
Spontanes Engagement
Sich spontan und kurzfristig einbringen. Wie kann dieses Engagement aussehen und wie könnte man das organisieren?
In dieser Session wurde das Projekt "Kompass" von IsraAID vorgestellt. Ein Teil dieses Projektes ist es, dass jeden Donnerstag ein Treffen im Haus der Nachbarschafft stattfindet und eine Hilfsaktion gestartet wird. Kleider für die Bahnhofsmission sammeln, Essen zubereiten und an Bedürftige verteilen oder auf andere Weise Gutes tun.
Ein großer Teil der Gruppe besteht aus Geflüchteten, die sich in unsere Gesellschaft gemeinnützig einbringen.
Die Begeisterung für diese unverbindliche Möglichkeit war zu spüren und zeigte sich in vielen Ideen für Engagement.
Session 2
Ökologisches Engagement
Schüler*innen berichten über "die Woche der Herausforderung" an ihrer Schule. Bei dieser Aktionswoche werden ökologische Herausforderungen gemeistert. Beispielsweise säubert eine Gruppe ein Stück Strand.
Es wird der Vorteil diskutiert, dass ökologische Projekte auch relativ unpolitisch durchgeführt werden können. Wichtig dabei sei die Attraktivität der Angebote und außerdem sollten die Aktionen Spaß machen.
Darüber hinaus wurde auch unser Lebensstandard kritisch betrachtet und ins Verhältnis zur Umwelt gesetzt. Darum wurde die Aufklärungsarbeit in diesem Zusammenhang als sehr wichtig erachtet.
Session 4
Warum sind Bienen wichtig?
Welche Rolle spielen Bienen für unsere Umwelt und welche Bedeutung haben sie für uns Menschen?
Eine Teilnehmerin erklärt der interessierten Runde wie viele Pflanzen, die ein Teil unserer Lebensgrundlage sind, davon abhängen, dass es Bienen gibt, die diese bestäuben.
Etwa 75% der Pflanzen brauchen Bienen um den Pollen von Blüte zu Blüte zu bringen, also zu ihrer Fortpflanzung.
Wichtig ist auch die Unterscheidung von Honigbienen und Wildbienen weil nicht jede Biene jede Pflanze bestäubt.
Außerdem wurde darüber geprochen wieviele Tausend Kilometer Flug Bienen für 1kg Honig zurücklegen und wie sie sich ein neues Zuhause einrichten.
Session 6
Sport statt Langeweile
Der Anstoß zu dieser Session war die Beobachtung, dass es Jugendliche gibt, die nichts zu tun haben und irgendwo abhängen.
Darum entstand die Idee Sportgruppen mit jungen Menschen aufzubauen.
Die Teilnehmenden dieser Session diskutierten rund um den Sinn und die Vorteile des Sports. Sport fördert den Respekt voreinander, kann den Teamgeist unterstützen und ein Ventil für angestauten Stress oder Aggressionen sein.
Sport tut gut. Er stärkt das Selbstbewusstsein, die geistigen Fähigkeiten und fördert Freundschaften.
Außerdem ging es darum diese Sportangebote ermöglicht werden können und was dabei zu beachten ist
Session 7
Ehrenamt beim Technischen Hilfswerk
Das Technische Hilfswerk wird fast ausschließlich von ehrenamtlichen Helfenden gestellt. Sie treffen sich jeden Dienstag zum Dienstabend und besprechen sich. Außerdem trainieren sie für den Ernstfall eines Einsatzes in Not- und Katastrophenlagen.
Das Technische Hilfswerk ist auch ein wichtiger Bestandteil der Zivilschutzes in Deutschland und kann in ganz unterschiedlichen und vielfältigen Situationen eingesetzt werden. Daher gibt es an jedem Standort auch eine spezialisierung für einen Einsatzbereich.
In dieser Session wurde Interessierten die Arbeit des THW vorgestellt und nahe gebracht.